Vorwort - Über diesen Blog

Wie jeder andere Blog ist auch dieser dazu da, persönliche Gedanken zu sammeln, zu veröffentlichen und zu diskutieren. Die Beiträge sollen Reflektionen zu aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen liefern und stets andeuten, dass die Gegenwart später einmal auch aus dem Geschichtsprozess betrachtet werden wird. Sie wollen spekulieren, welche Perspektiven sich später aus größerer zeitlicher und ideologischer Distanz bilden könnten.
Diese Texte dienen ebenfalls dazu, mir Gedanken ordnen zu können. Doch auch wenn dadurch der sprachliche Stil möglicherweise schwer zugänglich ist, hoffe ich, dass Leser mindestens Anregungen erhalten, die sie zur Diskussion animieren.
Der Philosoph Ernst Bloch hat einmal etwas gesagt, was gleichermaßen gut auf eine zeitliche Nähe oder die Nähe zu einer Person oder zu einer Weltanschauung passt: "Was sehr nah ist, was unmittelbar vor meinem Auge aufragt, kann ich nicht sehen. Es muss Abstand da sein. Dann erst kann es gegenständlich sein..." Unsere Reflektion kann sich nur auf etwas beziehen, was sie als Gegenstand fassen kann, d.h. von dem sie weiß, dass es schon existiert. Auch die blühendste Fantasie wird immer nur ein assoziatives Verwirrspiel unserer durchlebten Erinnerungen sein. Das Dilemma ist somit, dass, da ich etwas nur besser sehe, indem ich mich von ihm enferne, ich prädestiniert dazu bin, mich über den vermeintlich falschen oder unterlassenen Entschluss zu ärgern. Vermeintlich deshalb, weil jede Epoche ihre eigene Interpretation einer historischen Situation bereithalten wird.
Ungeachtet dessen, muss derjenige, der die Gesellschaft reflektieren will, so tun, als würde er auf die Gegenwart zurückblicken als hätte sie bereits ein fertiges Kapitel in den Geschichtsbüchern. Es gilt, das Heute bereits im Licht der Geschichte zu sehen. Das ist zwar genau genommen unmöglich, doch kann der Gesellschaftsbetrachter immer wieder versuchen Spekulationen in den Himmel zu schießen, um zu sehen, was er getroffen hat, wenn er einmal dort hinreisen wird. Natürlich ist dabei diese "Ich-hab-es-euch-ja-gleich-gesagt"-Freude für die Gemeinschaft letztenendes gar nicht so entscheidend. Sie hat vielmehr davon profitiert, dass das utopische Potential der Spekulation zu ihrer Verwirklichung maßgeblich beigetragen hat. Betonen möchte ich, dass so eine Spekulation nicht gleich einer steten, zwanghaften Kritik des Bestehenden ist, sondern eher eine Perspektive, die es schafft, uns "aus der Zeit hinauszuversetzten".
Weiterhin soll es in diesen Artikeln auch um das Problem mit der Nähe an sich - besonders das Problem der zeitlichen Nähe - gehen. Wenn man im Extremfall davon ausgeht, dass Gegenwart nicht erfahrbar und die Vergangenheit die einzige Raum unseres Erlebens und somit auch Reflektierens ist, selbst dann wird man feststellen, dass je näher etwas ist, desto nüchterner und je ferner, desto epischer, tragischer, glorreicher, nostalgischer; kurz: desto ästhetisch Ausgeschmückter wird es für uns. Gerade auf diese Unterschiede zwischem der nahen und der fernen Behandlung desselben Ereignisses, zwischen - etwas bildlicher - dem Erleben und dem Erzählen möchte ich regelmäßig zurückkommen.
Nichtsdestotrotz, die Zeit wird vergehen. Vielleicht schreibe ich dann auch über ganz anderes, als ich mir vorgenommen habe. Am Ende bleibt der Charakter eines Blogs immer der von einem persönlichen Tagebuch. Bei aller Eigenwilligkeit der Themen; der Blog müsste kein Blog sein, wenn nicht sein Angliegen wäre, Gesprächspartner zu finden.

In diesem Sinne,

bis bald ;-)!

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